Haupstufenkonzeption

Inhalt

1. Vorwort

2. Stufenschwerpunkte
    2.1. Kunst
    2.2. Schülerzeitung
    2.3. Mediothek

3. Handlungsfelder
    3.1. Kulturtechniken
    3.2. Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbild
    3.3. Gemeinschaft und soziales Zusammenleben
    3.4. Mobilität
    3.5. Pubertät und Sexualität
    3.6. Trainingswohnen

1. Vorwort

Die Hauptstufe der Paula-Fürst-Schule gliedert sich in zwei Teile. Zum einen gibt es die Hauptstufe I, die die Klassen fünf bis sieben beinhaltet. Zum anderen besteht die Hauptstufe II, zu welcher die Klassen acht und neun gehören.

Das Lernen in der Hauptstufe findet hauptsächlich in offenen Unterrichtsformen statt, wie Freiarbeit, Lernen an Stationen, Wochenplan und gemeinsamen Projekten. Außerdem finden Klassen- und altersübergreifende Differenzierungsmaßnahmen schwerpunktmäßig in den Fächern Mathematik und Deutsch statt.

Im Folgenden werden die Stufenschwerpunkte Kunst, Schülerzeitung und Mediothek, sowie die besonderen Handlungsfelder der Hauptstufe, wie folgt die Kulturtechniken, die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbild, die Gemeinschaft und das soziale Zusammenleben,  die Mobilität, die Pubertät und Sexualität und das Trainingswohnen dargestellt.

2. Stufenschwerpunkte

     2.1. Kunst

Die Schüler betrachten schwerpunktmäßig verschiedene Künstler und deren Ausdrucksformen anhand einzelner Werke, um eigene Vorstellungen zu entwickeln, zu reflektieren und in den unterschiedlichsten Techniken auszudrücken. Kunst soll als Bestandteil des Lebens wahrgenommen werden und als mögliche Freizeitbeschäftigung erkannt werden, indem Freude beim künstlerischen Schaffen vermittelt wird.

Die Hauptstufe präsentiert ihre Kunst sowohl im Schulhaus und nimmt regelmäßig an Ausstellungen, der Schulkunstausstellung des Regierungspräsidiums und der Ausstellung aller Sonderschulen im Landkreis Karlsruhe im Landratsamt, teil.

     2.2. Schülerzeitung

Unsere Schülerzeitung ist eine Zeitschrift, die von Schülern  mit Unterstützung der Lehrkräfte erstellt wird. Sowohl die Autoren als auch die Zielgruppe sind die Schüler, sowie Eltern und Kollegium.

In unserer Schülerzeitung, die je nach zeitlichen oder organisatorischen Gründen 1 bis 2 mal im Jahr erscheint, haben Schülerinnen und Schüler aller Klassen die Gelegenheit über aktuelle Dinge und Begebenheiten aus dem Schulleben zu berichten. Zusätzlich können sie auch über eigene Themen und Angelegenheiten schreiben.

Die Schülerredaktion besteht aus Schülern der Hauptstufe, die sich  zusammensetzen, organisieren, Aufgaben verteilen, schreiben, um dann die Einzelbeiträge zu einem Ganzen zusammenfügen.

 Die Schülerinnen und Schüler sollen alleine und mit Hilfe der Lehrkräfte

  • Einfache, kurze Sätze, Texte verfassen und schreiben
  • Bildmaterial mit Hilfe hinzufügen
  • Gemeinschaftlich ein Gesamtwerk erstellen

     2.3. Mediothek

Die Schülermediothek, die im Rahmen der Freizeiterziehung, aber auch im Fachunterricht allen SchülerInnen der Schule zur Verfügung steht, erhält in der Hauptstufe I noch die Bedeutung der Selbstverwaltung durch die SchülerInnen.

Eine Klasse oder eine Schülergruppe lernt innerhalb des Unterrichts, in größtmöglicher Eigenverantwortung die Schülermediothek selbst zu verwalten. Sie übernimmt oder entwickelt neue Methoden zum Ausleihverfahren, erlernt Organisationsaufgaben und Mithilfe bei Reparaturarbeiten.

3. Handlungsfelder

    3.1. Kulturtechniken

Sprache – Deutsch

Es wird sichergestellt, dass alle SchülerInnen von Anfang (Schuleintritt) an in ein verbal sprachliches, gebärdetes,  ikonisches und schriftliches Umfeld eingebunden sind und Angebote in jeder Dimension des Bildungsbereichs Sprache – Deutsch erhalten. Dabei geht es um unterstützte Kommunikation, Schriftspracherwerb, elektronische Medien als Unterrichtshilfen und persönliche Hilfsmittel. In der Hauptstufe ist die Bildung von Lerngruppen nach Niveaustufen unerlässlich.

Im Bildungsplan ist dieser Bereich der Kulturtechniken in die Dimensionen „Verständigung durch Zeichen“, „Lesen und Schreiben“ und „Literatur und Medien“ unterteilt.

In der Dimension „Verständigung durch Zeichen“ geht es vorrangig um folgende Themenfelder:

  • Wörter kennenlernen: Hier liegt der Schwerpunkt darauf, Handlungsschritte mit Bildern und Symbolen oder auch verbalisierend umzusetzen in hauswirtschaftlichen Tun.
  • Sprachaufbau mit und ohne mediale Unterstützung: Dabei geht es darum, Wörter mit Hilfe von Gebärden, Bildern und Piktogrammen umzusetzen.
  • Mehrsprachigkeit: Die SchülerInnen begegnen der Bilingualität/ Fremdsprache, Alltagsformeln der Sprache und Kultur.

Die Dimension „Lesen und Schreiben“ beinhaltet folgende Themen:

  • Sprechen und Schrift: Hierbei geht es um den Leselehrgang, Gebärdensysteme, elektronische Medien, Software zum Umgang mit Piktogrammen (Boardmaker) und um die Orientierung an grafischen Zeichen/ Piktogrammen in schulischer und außerschulischer Umwelt.
  • Lesen und Schreiben:
    • Silbengliederung, Wortsegmentierung, Lautfolge innerlich hören und analysieren
    • Schlüsselwörter/ Lesewörter einprägen
    • Laut und Buchstabenbeziehung erkennen und alphabetische Strategien anwenden
    • Sprachliche Einheiten (Morpheme) erkennen und synthetisieren
  • Texte verfassen:
    • Schreiben auch durch den Gebrauch vereinfachter Buchstaben und Anlauttabellen
    • Schriftzeichen erkennen und nachbilden
    • Mit Buchstaben Wörter legen, mit Wörtern Setze legen, Mit Sätzen Texte formulieren
    • Elementare Rechtschreibregeln einhalten –  Groß- Kleinschreibung, Vokaldehnung, Doppelkonsonant, Zeichensetzen
    • Eigene Textsorten planen, verfassen und motorisch umsetzen (Einkaufszettel, Kurzmitteilungen, Briefe, Tagebuch, Geschichten, Drehbuch, Sms, Mail)
    • Schreiben mit PC

 Die Dimension „Literatur und Medien“ beinhaltet folgende für die Hauptstufe relevante Themen:

  • Literatur
    • Begegnung mit Literatur –  Schülerbücherei, Hörbücher, Lesekreise, Theater-AG
    • Schülerzeitung
  • Medienkompetenz
    • Vielfältige Multimediale Zugänge und Medien bereitstellen, kritischen und Verantwortungsvollen Umgang mit Massenmedien fördern
    • Kino, Theaterbesuche, Filme, Videoclips, Telefonieren, Chatten, Sms versenden, Internet
    • Songs, Lieder auch eigene
    • Lernsoftware

Mathematik

Im Fach Mathematik sollen in der Hauptstufe Lösungshilfen und Techniken für Probleme und Aufgaben geboten werden, an deren Lösung SchülerInnen selbst ein Interesse haben.

Problemlösen, Argumentieren und Beweisen, möglichst genaue und angemessene Bezeichnungen, vernetztes Lernen und mathematische Darstellungsformen stellen dabei allgemeine Orientierungen dar.

Die Verwendung von Zahlen, der Umgang mit räumlichen und zeitlichen Strukturen (Größen) und Modellbildungen (Darstellungsformen, Wahrscheinlichkeiten, Relationen, Tabellen, Matrizen, Pläne) hilft, die eigene Lage, Situationen und erlebte Verhältnisse wahrzunehmen, zu verstehen und sich in ihnen zu orientieren.

Die vier Dimensionen des Bildungsbereichs Mathematik lassen sich nicht hierarchisch im Sinne eines Entwicklungslogischen Nacheinander anordnen, sie sind gleich wichtig und konstituieren als Gesamtheit den Bildungsbereich:

  • Darstellungsformen:
    • Kennen und Nutzen von Tabellen, Diagrammen, Skalen
    • Informieren und sich orientieren in relevanten Situationen
  •  Mit Kodierungen umgehen:
    • Benutzen von Geräten und Medien mit Codes
    • Zahlen und Buchstabenfolgen ablesen, diktieren, eingeben und notieren
    • Korrigieren von Eingaben
  • Zeitmanagement:
    • Absprachen treffen
    • eigene zeitliche Möglichkeiten einschätzen
    • Verlässlichkeiten entwickeln (Stundenplan, Tageszeit, Kalender, Jahreslauf, Terminkalender, Veranstaltungen)
  •  Maßzahlen für Größen, Zeit, Länge, Geld, Volumina und Gewicht:
    • analoge Skalen und digitale Anzeigen ablesen
    • erkennen und üben von Schätzen und  Überschlagen  z.B. beim Einkauf
    • exaktes Messen

     3.2. Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbild

Durch die einsetzende Pubertät, die im Durchschnitt bei den Mädchen etwa zwei Jahre früher als bei den Jungen im Alter von etwa 10 Jahren beginnt, befinden sich die Kinder und Jugendlichen in der Hauptstufe in einer Phase in der die Entwicklung der sozialen und emotionalen Fähigkeiten eine bedeutende Rolle einnimmt. Es kommt in diesem Entwicklungszeitraum zu gravierenden Veränderungen des Körpers und der bisherigen Persönlichkeitsstruktur. Die Jugendlichen stehen vor der Aufgabe das psychische Heranreifen und die körperlichen Veränderungen zu verarbeiten und in ihr Selbstbild zu integrieren. Sie sind beschäftigt mit der Rolle in ihrem Freundeskreis, dem emotionalen Abnabeln von den Eltern, den Veränderungen an ihrem Körper, hinterfragen tradierte gesellschaftliche Normen und reagieren äußerst sensibel auf Kritik und negative Bewertungen.

Da viele Kinder und Jungendlichen außerhalb der Schule kaum Gelegenheit zur sozialen Kontaktaufnahme haben, ist es umso bedeutsamer ihnen Raum, Zeit und Möglichkeiten zu bieten, in dem sie soweit wie möglich eigenständig, Erfahrungen im Umgang mit ihren Begabungen und persönlichen Grenzen machen können.

Das Einschätzen der eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen gelingt am besten in der Auseinandersetzung im Umgang mit gleichaltrigen Menschen und ist unumgänglich für die Entfaltung der individuellen Persönlichkeit.

Ebenso bedeutsam ist es, die SchülerInnen bei der Entwicklung ihrer persönlichen Meinungsbildung zu unterstützen und zu fördern und an Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

  • Entscheidungsfähigkeiten fördern und fordern
  • Erfahrungen mit unterschiedlichen Entscheidungsstrukturen ermöglichen
    • Arbeitsgemeinschaften & Projekte
    • SMV
    • Entscheidungsprozesse in der Klassengemeinschaft
      • Gemeinsames Beschließen von Vorhaben (z. B. Ausflug)
      • Individuelle Entscheidungen (z. B. Stationsarbeit, Freiarbeit, Freizeitgestaltung)

       3.3. Gemeinschaft und soziales Zusammenleben

Zwischenmenschliche Beziehungen sind ebenso wichtig wie gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf und sie sind zwingende Voraussetzung für den schulischen Bildungsprozess. Es bedarf einer pädagogischen Professionalität und einfühlendem Handeln geprägt durch Wertschätzung, Respekt und Anerkennung um die Heranwachsenden beim Aufbau gelingender sozialer Beziehungen zu unterstützen. Aufbauend auf vorhandene Kompetenzen und im Kontext  ihrer Lebenssituation ist es unerlässlich Strategien zum Knüpfen und Pflegen von Freundschaften sowie im Umgang mit Konflikten zu entwickeln und zu erweitern.

Der erhöhte Aufsichtsbedarf der noch in der Grundstufe notwendig war, um Verhaltensmodifikationen einzuüben und durchzusetzen, reduziert sich in der Hauptstufe allmählich zu Gunsten der Verselbständigung von konfliktkompetenten Verhaltensweisen.

Zunehmend mehr sind die Kinder und Jugendlichen durch bereits vorhandene und erworbene Umgangs- und Kommunikationsformen verbal oder nonverbal in der Lage die gemeinsam erarbeiteten Schul- und Klassenregeln zu beachten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Verantwortung für sich selbst und ihr Handeln zu übernehmen.

Diese Auseinandersetzung mit den Normen und Werten, die das gesellschaftliche Zusammenleben, das Zusammenlernen, einfach das tägliche Miteinander zu einem Ort des Wohlfühlens für jeden Einzelnen mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinen Vorlieben und Eigenheiten macht, trägt erheblich zur Entwicklung der eigenen Identität bei.

     3.4. Mobilität

In der Hauptstufe können manche Schüler und Schülerinnen vom bloßen Mobilitätserleben verschiedener Fortbewegungs-und Verkehrsmittel hinweg geführt werden zur eigenständigen Bewältigung von selbstgeplanten Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Gemeinsam schätzen Eltern und Lehrer die Möglichkeiten eines Schülers oder einer Schülerin ein und bestimmen den Zeitpunkt, ob, wann und in welcher Form ein gezieltes Mobilitäts-Training begonnen werden kann. Die Schule muss die Eltern auf dem Weg begleiten, ihren Kindern mehr Mobilität zuzulassen.

Der naheliegendste Anlass ist die Bewältigung des eigenen Schulweges. Andere Anlässe und Übungsmöglichkeiten finden sich in der Freizeiterziehung  (z.B. im Erreichen von Freizeiteinrichtungen oder im Besuchen von Freunden).

Das Mobilitäts-Training geschieht in angemessenen Schritten. Lehrer begleiten den Schüler oder die Schülerin in der Trainingsphase, die schrittweise eine immer größere Mobilität zulässt.

Das Mobilitäts-Training beinhaltet sowohl das Erlernen richtigen Verhaltens in Notsituationen und bei besonderen Witterungsverhältnissen, als auch das Erlernen sachgerechten Verhaltens an Orten wie Bahnhöfen oder Bushaltestellen.

In der allgemeinen Verkehrserziehung können Partner und Experten wie z.B. die Polizei oder die Verkehrswacht in den Unterricht miteinbezogen werden. Angebote wie Fahrrad-Training und Übungen, die im Idealfall den Erhalt des Fahrradführerscheines beinhalten, können wahrgenommen werden.

Schülerinnen und Schüler sollen während der Schulzeit das Schulgelände verlassen können, um im Rahmen des Mobilitäts-Trainings Aufträge zu erledigen. 

     3.5. Pubertät und Sexualität

In der Hauptstufe bewegen sich die SchülerInnen von der Vorpubertät in diePubertät hinein ins Jugendalter. Das Thema ‚Pubertät und Sexualität’ ist in diesem Entwicklungszeitraum selbstverständlich. Und nicht zuletzt macht das ‚Recht auf Sexualität’ das Thema unumgänglich.

Während in den Klassen fünf bis sieben auf die körperliche Entwicklung und die geschlechtlichen Unterschiede bei Mädchen und Jungen eingegangen werden kann, kann sich spätestens gegen Ende der Hauptstufe das Thema ‚Sexualität’ konkretisieren.

Bei der Auswahl der Unterrichtsinhalte orientieren sich die Lehrer an den Schülern, ihren Interessen, ihrem individuellen Entwicklungsstand und an gegebenen Anlässen. Wie auch in den Richtlinien beschrieben, müssen die Themen feinfühlig angegangen werden und es bedarf in jedem Fall einer vorherigen Absprache mit den Eltern. Die „Richtlinien zur Familien- und Geschlechtserziehung in der Schule“ finden Sie in der Verwaltungsvorschrift vom 12. Mai 2001 (Fundstelle: K.u.U. 2001, S. 247, URL: www.landesrecht-bw.de).

      3.6. Trainingswohnen

Lt. Bildungsplan: „Gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten entwickelt die Schule mit ihren SchülerInnen deren Lebenserfahrungen im Hinblick auf Wohnen über die Jahre weiter, damit sie ihre individuellen Vorstellungen von eigenständiger Lebensgestaltung und Wohnen verwirklichen können.“

Den SchülerInnen werden Gelegenheiten geboten, modellhaft Wohnerfahrungen im Rahmen ihrer Altersgruppe, außerhalb von Familie oder ihrer normalen Erfahrungswelt zu gewinnen.

Möglichkeiten hierzu bietet die Nutzung der Trainingswohnung in Münzesheim. Durch diese lebensechte Situation des Trainingswohnens werden die SchülerInnen in ihren Entscheidungs- und Ablöseprozessen bezüglich der Entscheidung einer späteren Wohnsituation unterstützt.

In der Hauptstufe II sind pro Schuljahr 2 Termine für Trainingswohnen (2x eine Woche) fest eingeplant. In der Regel beinhalten sie mindestens 1 Übernachtung in Begleitung des Lehrers.

Dabei lernen die SchülerInnen die Räumlichkeiten kennen und sich in ihren zurecht zu finden, den Tagesablauf zu strukturieren und zu organisieren. Außerdem besteht Gelegenheit, die Umgebung z. B. beim selbstständigen Einkauf im Supermarkt kennen zu lernen.
Das Zubereiten der Mahlzeiten, die Ordnung in der Wohnung sowie auch anschließend die Reinigung der Wohnung sind Bestandteil des „Trainingswohnens“.